Melun: Unterschied zwischen den Versionen

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Die dreißig letzten Tage des Jahres tragen zurecht den Namen Eiseskälte. Mannshoch fällt der Schnee über den Gebirgen und Hochebenen des Nordens, und auch im Herzland bildet sich eine dicke Eisdecke über Seen und Teichen. Die Bevölkerung sitzt in ihren Häusern um den offenen Kamin und lauscht den Erzählungen der Alten, die von lange vergangenen Zeiten zu berichten wissen, in denen die Winter noch härter waren. Ob sie damit ihren Kindern und Enkelkindern Mut machen oder Angst einjagen wollen, sei dahingestellt. Fest steht, dass es sogar im Melun noch Tage gibt, an denen die Menschen auf die Straße gehen, um zu feiern.
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Dreißig Tage hüllt [[Syrthan]]s Schleier die Welt in grauses Zwielicht, dreißig Nächte in undurchdringliche Finsternis.
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Und wie lange sie währen!
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Die Eiseskälte, wie der Melun in der [[Dagrun|Gemeinsprache]] heißt, lässt nicht nur Seen und Flüsse erstarren, sondern verlangsamt die Zeit selbst.
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Auf wenige Stunden Sonnenschein folgen Nächte, die niemals enden wollen.
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Familie und Gesinde drängen sich rings ums Herdfeuer, um dort den Erzählungen der Großeltern zu lauschen, die von noch härteren Wintern berichten.
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Gewiss ist es nicht, ob weiland der Wasserkessel auf dem Feuer verharschte und fürwahr die Vögel auf den Bäumen festgefroren sind, und so hören die Jungen gebannt zu, während die Alten die Schauermären verlachen.
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Ehe sie sich zur Ruhe betten, streuen jedoch sie alle eine Prise Schattenstaub ins Feuer, um von der Hüterin [[Jimane]] sicheres Geleit durch die Nacht zu erbitten.
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Zu ''Xzarrus' Knochenhand'' wird noch einmal Jenen gedacht, die im heurigen Jahr die Schwelle zum Reich des [[Xzarrus|Totengottes]] überschritten haben.
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Vor allem im Herzland, wo die Verstorbenen nicht den Flammen, sondern [[Tirkan]]s Erde übergeben werden, finden nun keine Bestattungen mehr statt.
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Die Leichname werden aufgebahrt und erst im kommenden Frühjahr begraben, sobald das Erdreich wieder auftaut.
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Mancherorts übernehmen diese Aufgabe auch die Raben, die weder Tier noch Mensch, Elf oder Zwerg verschmähen.
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Die schwarzgefiederten Hexenvögel sind nicht die einzigen Nutznießer dieser Jahreszeit, auch der Aberglaube sprießt allen göttergefälligen Ritualen zum Trotze:
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Allenthalben wird von den Geistern rachsüchtiger Ahnen gemunkelt, die während der Rauhnächte mit der Wilden Jagd einherziehen sollen.
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Man meint, das Gelächter missgünstiger Hexen durch die verrammelten Fensterläden schallen zu hören, während sie ihr silbernes Nachtwerk treiben.
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Knarrt hier der Dachstuhl unter der Last oder spaziert eine Drude den First entlang?
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Heult dort die Windsbraut oder rauscht ein Reisigbesen durch die Nacht?
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Und welch' Schadfluch türmt den ganzen Schnee aufs eigene Dach, bis es beinahe zusammenbricht, während die Nachbarn vor derlei Missgeschick verschont bleiben?
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Ganz im Norden tanzen obendrein geheimnisvolle Lichter am Himmel, die wie rotes Blut und grüne Galle ineinanderfließen.
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Zeitgenossen mit einer Ader für Natur oder Kunst bewundern den Farbenreigen, doch für Gläubige beider Seiten ficht dort Nacht für Nacht [[Metarian]]s Ehre gegen [[Visqe]]s Zerstörung.
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Wohl dem, der im Angesichte dieser dunklen Zeiten frohen Mut bewahrt!
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In vielen Dörfern und Städten wurden bereits im [[Fetras]] die Zweige spätblühender Lampionblumen abgeschnitten.
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Nun schmückt man damit Türen und Fenster, damit [[Sarmakand]] die Wärme im Haus halte.
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Der launische Feuergeist lässt sich schwerlich allein mit blumigem Zierrat gewinnen, doch zwischen weißem Schnee, schwarzer Nacht und dem Grau des Alltags weidet sich das geplagte Auge dankbar an den fröhlichen orangeroten Farbtupfern.
  
 
== Feiertage ==
 
== Feiertage ==

Aktuelle Version vom 16. März 2021, 19:22 Uhr

Buchmalerei zum Melun

Melun ist der zwölfte Monat des Jahres.

Beschreibung

Dreißig Tage hüllt Syrthans Schleier die Welt in grauses Zwielicht, dreißig Nächte in undurchdringliche Finsternis. Und wie lange sie währen! Die Eiseskälte, wie der Melun in der Gemeinsprache heißt, lässt nicht nur Seen und Flüsse erstarren, sondern verlangsamt die Zeit selbst. Auf wenige Stunden Sonnenschein folgen Nächte, die niemals enden wollen. Familie und Gesinde drängen sich rings ums Herdfeuer, um dort den Erzählungen der Großeltern zu lauschen, die von noch härteren Wintern berichten. Gewiss ist es nicht, ob weiland der Wasserkessel auf dem Feuer verharschte und fürwahr die Vögel auf den Bäumen festgefroren sind, und so hören die Jungen gebannt zu, während die Alten die Schauermären verlachen. Ehe sie sich zur Ruhe betten, streuen jedoch sie alle eine Prise Schattenstaub ins Feuer, um von der Hüterin Jimane sicheres Geleit durch die Nacht zu erbitten.

Der Tod ist jener Tage allgegenwärtig. Zu Xzarrus' Knochenhand wird noch einmal Jenen gedacht, die im heurigen Jahr die Schwelle zum Reich des Totengottes überschritten haben. Vor allem im Herzland, wo die Verstorbenen nicht den Flammen, sondern Tirkans Erde übergeben werden, finden nun keine Bestattungen mehr statt. Die Leichname werden aufgebahrt und erst im kommenden Frühjahr begraben, sobald das Erdreich wieder auftaut. Mancherorts übernehmen diese Aufgabe auch die Raben, die weder Tier noch Mensch, Elf oder Zwerg verschmähen.

Die schwarzgefiederten Hexenvögel sind nicht die einzigen Nutznießer dieser Jahreszeit, auch der Aberglaube sprießt allen göttergefälligen Ritualen zum Trotze: Allenthalben wird von den Geistern rachsüchtiger Ahnen gemunkelt, die während der Rauhnächte mit der Wilden Jagd einherziehen sollen. Man meint, das Gelächter missgünstiger Hexen durch die verrammelten Fensterläden schallen zu hören, während sie ihr silbernes Nachtwerk treiben. Knarrt hier der Dachstuhl unter der Last oder spaziert eine Drude den First entlang? Heult dort die Windsbraut oder rauscht ein Reisigbesen durch die Nacht? Und welch' Schadfluch türmt den ganzen Schnee aufs eigene Dach, bis es beinahe zusammenbricht, während die Nachbarn vor derlei Missgeschick verschont bleiben?

Ganz im Norden tanzen obendrein geheimnisvolle Lichter am Himmel, die wie rotes Blut und grüne Galle ineinanderfließen. Zeitgenossen mit einer Ader für Natur oder Kunst bewundern den Farbenreigen, doch für Gläubige beider Seiten ficht dort Nacht für Nacht Metarians Ehre gegen Visqes Zerstörung.

Wohl dem, der im Angesichte dieser dunklen Zeiten frohen Mut bewahrt! In vielen Dörfern und Städten wurden bereits im Fetras die Zweige spätblühender Lampionblumen abgeschnitten. Nun schmückt man damit Türen und Fenster, damit Sarmakand die Wärme im Haus halte. Der launische Feuergeist lässt sich schwerlich allein mit blumigem Zierrat gewinnen, doch zwischen weißem Schnee, schwarzer Nacht und dem Grau des Alltags weidet sich das geplagte Auge dankbar an den fröhlichen orangeroten Farbtupfern.

Feiertage