Melun
Melun ist der zwölfte Monat des Jahres.
Beschreibung
In den dreißig Tagen des Melun hüllt Syrthans Schleier die Welt in grauses Zwielicht. Die Eiseskälte, wie der Melun im Dagrunischen heißt, lässt nicht nur Seen und Flüsse erstarren, sondern verlangsamt die Zeit selbst. Auf wenige Stunden Sonnenschein folgen Nächte, die ewig zu währen scheinen. Familien und Gesinde drängen sich am Herdfeuer, um dort den Erzählungen der Großeltern zu lauschen, die von noch härteren Wintern in den alten Tagen zu berichten wissen. Ob sie damit ihren Kindern und Enkeln Mut machen oder Furcht einjagen wollen, sei dahingestellt. Gebannt hören die Jungen zu, während die Alten die Schauermären verlachen, doch sowohl Kinder wie Greise streuen, bevor sie sich zur Ruhe betten, eine Prise Schattenstaub ins Feuer, um von der Hüterin Jimane sicheres Geleit durch die Nacht zu erbitten.
Der Tod ist jener Tage nicht fern. Zu Xzarrus' Knochenhand wird noch einmal Jenen gedacht, die im vergangenen Jahr die Schwelle zum Reich des Totengottes überschritten haben. Vor allem im Herzland, wo die Verstorbenen nicht den Flammen, sondern Tirkans Erde übergeben werden, finden nun keine Bestattungen mehr statt. Die Leichname werden aufgebahrt und erst im nächsten Frühjahr begraben, sobald der Boden wieder auftaut. Mancherorts übernehmen diese Aufgabe auch die Raben, die weder Tier noch Mensch, Elf oder Zwerg verschmähen.
Die schwarzgefiederten Hexenvögel sind nicht die einzigen Nutznießer dieser Jahreszeit, auch der Aberglaube sprießt allen gottgefälligen Ritualen zum Trotz: Allenthalben wird von den Geistern rachsüchtiger Ahnen gemunkelt, die während der Rauhnächte mit der Wilden Jagd einherziehen sollen. Man meint, das Gelächter missgünstiger Hexen durch die verrammelten Fensterläden schallen zu hören, wenn sie ihrem silbernen Nachtwerk nachgehen. Knackt da der Dachstuhl unter der Last oder spaziert eine Drude den First entlang? Heult dort die Windsbraut oder rauscht ein Reisigbesen durch die Nacht? Und welch' Schadfluch türmt den ganzen Schnee auf das eigene Dach, bis es unter der Last beinahe zusammenbricht, während die Nachbarn vor derlei Missgeschick verschont bleiben?
Ganz im Norden tanzen obendrein geheimnisvolle Lichter am Himmel, die wie rotes Blut und grüne Galle ineinanderfließen. Zeitgenossen mit einer Ader für Natur oder Kunst bewundern den Farbenreigen, doch für Gläubige beider Seiten ficht dort Nacht für Nacht Metarians Ehre gegen Visqes Zerstörung.
Wohl dem, der im Angesichte dieser dunklen Zeiten frohen Mut bewahrt. In vielen Dörfern und Städten wurden bereits im Fetras die Zweige spätblühender Lampionblumen abgeschnitten. Nun schmückt man damit Türen und Fenster, damit Sarmakand die Wärme im Haus halte. Es darf bezweifelt werden, ob sich der launische Feuergeist mit etwas blumiger Zierat gewinnen lässt, doch zwischen weißem Schnee, schwarzer Nacht und dem Grau des Alltags sind die fröhlichen orangeroten Farbtupfer ein wahrer Augenschmaus.
Feiertage
- Xzarrus' Knochenhand am 11. Melun
- Tag der List am 16. Melun