Griara: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Wald und Flur färben sich in warmen Tönen, Bäume und Sträucher schimmern bald goldgelb, bald bernsteinfarben, bald purpurrot. | ||
+ | Welcher namenlose Künstler mag hier buntesten Farbtöpfe ausgepackt haben, um nicht ein Abbild der Landschaft, sondern jene selbst zu bemalen? | ||
+ | Von der tiefstehende Sonne in weiches Licht getaucht wohnt diesen Szenen ein tiefer, fast heiliger Frieden inne. | ||
+ | Erst wenn der Wind die Blätter kräuselt, über Wege und Dorfanger treibt, verwirbelt er auch die Illusion. | ||
+ | Nun ist die Natur erkennbar auf dem Rückzug. | ||
+ | Doch vermittelt sie dabei nicht den Eindruck hektischer Flucht, sondern einer feierlichen Krönung, und so nennt man den Griara in der alten Sprache auch ''Gilbhart'', der Vielgoldene. | ||
Nach dem Unterpflügen der Stoppeln wird das Erdreich mit der Egge zerkleinert, danach folgt die Aussaat der Winterfrüchte. Unter Sonnenschein und Blättertanz, später im Regen und Nebel sieht man den einsamen Sämann über das Feld schreiten. Von seiner Ausdauer und Übung, seinem Gefühl und seinem Augenmaß hängt es ab, wie das Getreide im nächsten Jahr gedeiht. Sät er zu dünn, so brechen hungrige Zeiten an; sät er hingegen zu dick, dann schießen die Pflanzen zu hoch und werden von Wind und Wetter geknickt. So wundert es nicht, dass der einsame Sämann ein beliebtes Bild der Bildhauer und Maler ist, steht er doch für harte Arbeit, Erfahrung und Entschlossenheit, denn wie auch immer das Wetter im launischen Herbst wird, wie oft ihm auch die Vögel die Körner wieder aus der Erde picken, hält er stoisch durch und geht seinen Weg, bis der letzte Morgen gesät ist. | Nach dem Unterpflügen der Stoppeln wird das Erdreich mit der Egge zerkleinert, danach folgt die Aussaat der Winterfrüchte. Unter Sonnenschein und Blättertanz, später im Regen und Nebel sieht man den einsamen Sämann über das Feld schreiten. Von seiner Ausdauer und Übung, seinem Gefühl und seinem Augenmaß hängt es ab, wie das Getreide im nächsten Jahr gedeiht. Sät er zu dünn, so brechen hungrige Zeiten an; sät er hingegen zu dick, dann schießen die Pflanzen zu hoch und werden von Wind und Wetter geknickt. So wundert es nicht, dass der einsame Sämann ein beliebtes Bild der Bildhauer und Maler ist, steht er doch für harte Arbeit, Erfahrung und Entschlossenheit, denn wie auch immer das Wetter im launischen Herbst wird, wie oft ihm auch die Vögel die Körner wieder aus der Erde picken, hält er stoisch durch und geht seinen Weg, bis der letzte Morgen gesät ist. |
Version vom 3. März 2021, 20:54 Uhr
Griara ist der zehnte Monat des Jahres.
Beschreibung
Mit dem Goldlaub, wie der Griara in der Gemeinsprache heißt, bricht der Herbst an. Wald und Flur färben sich in warmen Tönen, Bäume und Sträucher schimmern bald goldgelb, bald bernsteinfarben, bald purpurrot. Welcher namenlose Künstler mag hier buntesten Farbtöpfe ausgepackt haben, um nicht ein Abbild der Landschaft, sondern jene selbst zu bemalen? Von der tiefstehende Sonne in weiches Licht getaucht wohnt diesen Szenen ein tiefer, fast heiliger Frieden inne. Erst wenn der Wind die Blätter kräuselt, über Wege und Dorfanger treibt, verwirbelt er auch die Illusion. Nun ist die Natur erkennbar auf dem Rückzug. Doch vermittelt sie dabei nicht den Eindruck hektischer Flucht, sondern einer feierlichen Krönung, und so nennt man den Griara in der alten Sprache auch Gilbhart, der Vielgoldene.
Nach dem Unterpflügen der Stoppeln wird das Erdreich mit der Egge zerkleinert, danach folgt die Aussaat der Winterfrüchte. Unter Sonnenschein und Blättertanz, später im Regen und Nebel sieht man den einsamen Sämann über das Feld schreiten. Von seiner Ausdauer und Übung, seinem Gefühl und seinem Augenmaß hängt es ab, wie das Getreide im nächsten Jahr gedeiht. Sät er zu dünn, so brechen hungrige Zeiten an; sät er hingegen zu dick, dann schießen die Pflanzen zu hoch und werden von Wind und Wetter geknickt. So wundert es nicht, dass der einsame Sämann ein beliebtes Bild der Bildhauer und Maler ist, steht er doch für harte Arbeit, Erfahrung und Entschlossenheit, denn wie auch immer das Wetter im launischen Herbst wird, wie oft ihm auch die Vögel die Körner wieder aus der Erde picken, hält er stoisch durch und geht seinen Weg, bis der letzte Morgen gesät ist.
Unterdessen treiben Kinder, Knechte und Mägde das Vieh von den weiter entfernten Weiden. Mit Vogelscheuchen, Rutenschwingern und Netzen versuchen sie, vor allem die Krähen von der frischen Saat fernzuhalten. Und sie treiben Schweineherden in die Hutewälder, die sich dort bis weit in den Winter hinein von Eicheln und Bucheckern ernähren. Gutshöfe und Klöster setzen die Weinernte fort oder pflegen ihre Teichwirtschaft.
Der hohe und niedere Adel nutzt die sonnigen Tage des Griara zu ausgedehnten Ritten über Land, häufig auch zu mehrtägigen Jagden. Während im Frühsommer Reh-, Rot- und Schwarzwild gejagt wird, erfreut sich im Herbst die Jagd auf Federwild wie Fasane, auf Wildhasen und Kaninchen, großer Beliebtheit. Doch gejagt wird alles, und je gefährlicher die Beute, desto größer der Ruhm. Glücks- und Heckenritter durchstreifen die Dörfer auf der Suche nach Arbeit. Wölfe, die der Hunger zur Aufgabe ihrer natürlichen Scheu vor den Siedlungen treibt, sind keine Seltenheit, und wenn sich ein paar Abenteurer zusammengerauft und sich Mut angetrunken haben, nehmen sie es gar mit einem Bären auf.
Bezeichnend ist, dass sich beide Feiertage im Griara um den hereinbrechenden Winter drehen: Zu Sarmakands Segen erfleht man denselben vom Feuergeist, indem man Zweige von Lampionblumen um Fenster und Türen hängt. Und Umandias Frosthauch, wenn sich der Regen zum ersten Schnee wandelt und die Frostspinne übers Gemäuer läuft, erinnert daran, weitere Fensterläden einzusetzen, die Ritze mit Werg abzudichten und Vorräte und Brennholz zu horten. Die Tage werden kürzer, der Wind rauer und es ist nur eine Frage der Zeit, bis König Winter erneut nach dem Zepter greift.
Feiertage
- Sarmakands Segen am 18. Griara
- Umandias Frosthauch am 26. Griara