Arudwei

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Buchmalerei zum Arudwei

Arudwei ist der siebte Monat des Jahres.

Beschreibung

Die längsten Tage des Jahres liegen im Mirsoval, dem ein leiser Hauch von Frühlingstau anhaftet. Mit dem Arudwei folgt ihnen die Hitze und Trockenheit des Sommers. Jetzt, wo Umandias Launen immer seltener werden und auf absehbare Zeit weder Schauer noch Landregen drohen, wird die erste Mahd des Jahres eingebracht. Bei der sogenannten Heumahd verbringen Bauern und Knechte mehrere Wochen auf den Wiesen, unentwegt mähen sie das Gras mit Sense und Sichel, trocknen es zu Heu und bringen es um Jimanes Dürrefest schließlich ein. Allein die Trocknung ist eine Arbeit, bei der das idyllische Bild des Landlebens und die schweißtreibende Wirklichkeit meilenweit auseinanderklaffen. Allmorgendlich breiten Knechte und Mägde das Heu möglichst offen aus, wenden es mehrmals täglich und rechen es zum Abend hin auf Nachtschwaden zusammen, damit der Tau die Arbeit nicht wieder zunichte macht. Da diese mühsame Arbeit den längsten Teil des Arudwei in Anspruch nimmt, nennen ihn die Bauern Heuert, den Monat der Heuernte.

In Adelskreisen spricht man hingegen vom Sommertraum. Die lauen Nächte laden dazu ein, bis weit nach Mitternacht durch die Gärten zu flanieren und die Sterne zu beobachten. Seit den ältesten Tagen der freien Völker, weiland die ersten schriftlichen Quellen davon berichten, übt die Sternkunde eine Faszination aus, die sich schwerlich in Worten beschreiben lässt. Mythen und Malereien legen Kunde davon ab, dass die Stellung der Gestirne sowohl zur Einteilung des Jahreskreises, als auch zur Bestimmung des Schicksals von herausragender Bedeutung war und ist. Jüngsthin haben namhafte Sternkundige fast alle Sternzeichen verzeichnet und mehrere Versuche unternommen, ihre Bedeutung und ihren Einfluss auf den Geschicke der Welt zu ergründen. Vermittels ihrer Werke wurde nicht nur mit vielgestaltigem Aberglauben aufgeräumt, sondern die Sternkunde für eine breite Schicht von Gelehrten und Laien zugänglich gemacht.

Häufig beobachtet man, dass die Fürstin des Hofes zum Einbruch der Nacht ihre Hofdamen auf einem Balkon oder auf freiem Feld um sich versammelt, um sich vom Priester, vom Schreiber oder von einem fahrenden Scholar die Pfade der Gestirne erklären zu lassen. Mancher Sternkundige weiß gar, Lebens- und Liebesglück vorherzusagen; doch auch ohne jede Glückswalterei wird niemand den Zauber bestreiten, der den Arudweinächten innewohnt. Zum Schwirren der schwarzbunten Nachtfalter, unter dem Kreisen der heimlichen Fledermäuse, beim Rufen der vielwissenden Eulenvögel wird der hehre Sommertraum lebendig. Doch so schön die Nächte sind, so schnell ziehen sie vorüber. Ganz im Nordland wird es niemals ganz finster, ein heller Dämmerstreif am Horizont verharrt bis zum Morgen. Diese weißen Nächte sind gewissermaßen das Gegenstück zu den winterlichen Rauhnächten, und während letztere für ihr dämonisches Treiben gefürchtet werden, umweht erstere der zarte Hauch der Romantik.

Nach dem Mirsoval als Monat der Jagd folgt mit dem Arudwei der Monat der großen Turniere. Besonders um Metarians Ehrentag am 12. Arudwei übertrumpfen sich Stadt und Hof mit prunkvollen Kampfspielen. Kleinstädte tragen eher Zweikämpfe zu Fuß aus, bei denen Waffen und Rüstungen genau vorgeschrieben werden, um besonders abwechslungsreiche Kämpfe sicherzustellen. Eine größere Veranstaltung ist die Tjost, das traditionellen Lanzenstechen zu Pferd, bei dem die Teilnahme ursprünglich dem Adel vorbehalten war. Beim Volk besonders beliebt sind der Buhurt, ein raumgreifendes Schaureiten in mehreren Gruppen, und das Turnei, ein Gruppenkampf, der sich nur durch die Verwendung stumpfer Waffen von der echten Schlacht unterscheidet.

Derlei Lustbarkeiten sind nur für die reichsten Fürsten und Städte zu stemmen. Für einige Wochen wächst eine wahre Zeltstadt aus dem Boden, von der nur ein Bruchteil den Rittern und ihren Knappen vorbehalten ist. Der Gutteil widmet sich den Bedürfnissen der Zuschauer, deren trockene Kehlen stets nach Bier und Wein verlangen, damit sie ihre Helden auch in der nächsten Runde lautstark anfeuern können. Auch auf den Tribünen, die den Ehrengästen vorbehalten sind, ist für das leibliche Wohl gesorgt: Hier füllen die Mundschenke die Becher direkt aus der kühlen Amphore, während eine Magd kandierte Früchte und frittierte Waffeln aus ihrem Bauchladen verteilt.

Das bunte Treiben abseits der Kämpfe darf jedoch nicht vom ernsten Hintersinn ablenken: Obschon es sich bei der Turnei um ein Spiel handelt, handelt es sich um ernsten Kampf. Für manchen Zweit- oder Drittgeborenen aus dem niedrigen Adel geht es ums nackte Überleben in doppelter Hinsicht: Während der Eine sich in den Ministerialdienst eines Fürsten oder des Königs begibt, Güter verwaltet und Kriegsdienst leistet, tingelt der Andere anderer von Turnier zu Turnier, um die Waffen zu kreuzen. Neben Ruhm und Ehre lockt nicht zuletzt die Aussicht auf reichen Gewinn, sondern auch das Wissen, keines Herren Knecht zu sein. Freilich bleibt Kampf stets Kampf und der Wettstreit beim Turnier ist nicht minder gefährlich als jener im Krieg.

Feiertage