Schattenschleicher
Bei dieser Schriftrolle aus dem Jahre 759 nach den Bruderkriegen handelt es sich um eine Interpretation des Glaubens. Geschrieben wurde sie von Waggadan Zwergenfaust. Wie sie ihren Weg in die Bibliothek fand, ist unklar.
Der Schattenschleicher – eine Interpretation des Dunklen Glaubens
Warum sollte man den dunklen Fünf dienen? Dies ist eine Frage, die sich im Laufe der Zeit immer mehr Anhänger des Lichts und jene fragwürdigen Personen in der neutralen "Grauzone" stellen.
Warum nicht? So sollte meiner Meinung nach eher die Frage lauten! Ist es nicht jene dunkle Umarmung im Glauben der alten Ordnung, der einen den erlittenen Schmerz vergessen lässt? Jene Zärtlichkeit und Verständnis hinter der Finsternis, die vermag über unsere Fehler hinweg zu sehen, ist doch der Schild der Armen, Schwachen, Leidenden, der Schutz derer die Hilfe bedürfen, ein Schutz, der sie stark macht und mächtig. Denn er verhüllt die schreckliche Wahrheit so lange für uns, bis wir sie ertragen können. Die Dunkelheit belügt einen nicht, redet falsch Zeugnis oder ist in irgendeiner Art böse. Nein, sie ist wie ein guter Freund, der ein Geheimnis aufbewahrt und für einen sorgt, und zwar solange bis man in der Lage ist der grellen Wahrheit gegenüber zu treten.
Nicht die Dunkelheit ist unser Feind, nein, es ist das Licht. Es ist das Licht, das uns zwingt, voller Widerwillen die schmerzliche Wahrheit zu akzeptieren. Ist es wirklich grausam zu versuchen einem guten Freund langsam und schonend seine Fehler beizubringen oder ist es grausamer ihm die Wahrheit direkt ins Gesicht zu sagen, egal wie sehr seine Seele daran verkrüppelt? Doch nicht nur die Schwachen suchen Trost im dunklen Glauben. Auch die Starken und Mächtigen unter uns vertrauen sich der Finsternis an. Denn sie gibt ihnen Macht, befriedigt ihre Bedürfnisse, erweitert ihren Horizont und lässt sie wachsen. Das Licht hingegen will jeden, der zu viel Macht hat, unterdrücken, ihn in seinem Handeln Einschränken und seine weitere Entwicklung verhindern. Im Glauben an die Lichten Fünf gibt es nur Regeln, Vorschriften, Strafen. Alles muss dort vom Licht gelenkt werden, damit nichts gegen seinen Willen geschieht. Die Dunkelheit hingegen bietet Kreativität und individuelle Gestaltung des Selbst. In der Dunkelheit wird nichts und niemand eingeschränkt und im Gegenzug verlangt sie nur Loyalität.
Das Dunkle gibt einem so viel und verlangt nichts weiter als eine geringe Erwiderung dieser Freundschaft. Im Gegensatz natürlich zum Licht. Dieses verlangt nach eurem ganzen Leben und eurer Haltung in diesem und übt einen fast krankhaften Kontrollzwang auf euch aus. Nun möchte ich fragen: "Was bekommt ihr denn für all diese Unannehmlichkeiten?"
Ich sage rein nichts. Ihr lernt das, was ihr bereits wisst. Tut das, was ihr bereits getan habt und lasst damit eure Weltansicht auf exakt das Minimum an Wissen beschränken, das es den Lichten Fünf möglich macht euch zu manipulieren.
Es gibt eine Redensart die lautet: "Die Dunkelheit umgibt alles, doch es genügt eine winzige Kerze um diese zu vertreiben!" Doch ich frage mich, ob es vielleicht einen Grund dafür gibt, dass die Dunkelheit alles vor dem Licht verbirgt. Eventuell gibt es hinter der Finsternis, die uns alle schützt und vor Unbehagen bewahrt, etwas Schreckliches. Etwas Schreckliches, das nur darauf wartet, vom Licht erweckt zu werden. Das, während das grelle Licht der falschen Götter uns alle blendet, das vernichtet, was wir erbaut haben. Das uns aus der wohligen Umarmung der Dunkelheit zerrt hinaus in die raue Welt, hinein in die gierigen Klauen der lichten Götter. Vielleicht wurde das Licht von jenem Ungetüm beschworen, vor dem uns die Finsternis von Anbeginn der Zeit beschützt hat – all die Jahre lang. Oder ist das Licht nichts weiter als eine Maskerade dieses Wesens und das Ende unserer Zivilisation ist näher als uns lieb ist?
Darum beschwöre ich euch, werdet nicht zu jenen hell leuchtenden Wesen, die dem Licht als Kerzen dienen, um unsere Welt mit dem Feuer dieser zu verbrennen. Nein, löscht es mit dem dunklen, Heil bringenden Wasser, das eure Seelen seit Anbeginn eures Lebens umspült. Hüllt euch in die Dunkelheit, damit das grausame Licht euch nicht findet. Denn wenn der letzte aus unserem Kreis entdeckt wird, ja dann steht es wahrlich schlecht um unsere Welt.
niedergeschrieben von:
Waggadan Zwergenfaust,
Gildenleiter der Wölfe,
seines Zeichens Krieger
und Philosoph
Dunladan, Gargarn 6. Griara 759 nach den Bruderkriegen
© Spieler hinter dem Charakter Waggadan