Wengalfs Nachruf

  1. Wengalfs Nachruf

Amandil, der Verfasser dieses Gedichtes, wandelte einst auf den Spuren jenes Mannes namens "Wengalf", dessen Schicksal ihn so sehr berührte, dass er die Gilde "Wengalfs Gedenken" gründete und Mitstreiter suchte, welche die Vernunft unter die Daseinsformen Dunladans bringen sollten, damit sich derartiges nicht mehr wiederholen würde. Da sich die Suche nach vernunftbegabten Wesen, welche die Botschaft des Gedichtes richtig zu deuten wussten, aber mehr als schwierig herausstellte, versuchte Amandil, durch Umbenennung der Gilde wenigstens als Vermittler zwischen entgegen gesetzten Meinungen, gleich welcher Art, auftreten zu können. Als auch dies nicht gelang, zerfiel die Gilde und er gab den verbliebenen Rest in andere Hände, sich selber nicht mehr in der Lage sehend, den Kampf weiter zu führen. So schied er von dieser Welt...

Wengalfs Nachruf

Ein Mensch war's in der alten Zeit,
ein Krieger von großer Erhabenheit.
Ein Mensch, ein Held für mehrere,
daher genannt: Wengalf der Tapfere.

Die Mutter so schön wie ein Elfenweib,
doch ebenso gebrechlich war ihr Leib.
Der Vater so stark wie Gottes Zorn,
an seiner Seite stets ein güldnes Horn.

Als Knabe bestrebt, sich im Kampfe zu üben,
lernte er nicht, eine Frau zu lieben.
Er schwor Treue der Waffen Gewalt,
in weltlichen Dingen fand er kein Gehalt.

Sein künftiges Leben vor den Spiegel trat,
der kleine Held würde werden ein Soldat.
Entgegen des Glaubens aller Guten und Frommen
weiß man heute, es sollte anders kommen.

Menschen voll von Neid und Niedertracht,
haben Wengalf’s Vater ums Leben gebracht.
Nicht ein Kampf auf freiem Gelände,
sondern Gift im Trunke war sein Ende.

Voller Leid und stiller Trauer,
überlief sein Weib ein kalter Schauer.
Ohne jeden Willen nun allein zu leben,
tat zum Tode die Frau mit dem Dolche streben.

Das Volk es raunte; das Volk es gaffte.
Wer wohl die Familie hernieder raffte?
Als Wengalf unwissend kam herbei,
begann sogleich das große Geschrei:

"Sehet, da steht der Mörder seiner Ahnen!
Euch täuschen will er, lasset euch mahnen!"
Dies sprach ein Fremder, gehüllt in dunkles Gewand,
bevor der Pöbel ihn sah, er in den Schatten verschwand.

Einen Keim des Misstrauens konnte er pflanzen,
ließ dunkle Gedanken schon in den Köpfen tanzen.
Doch da ergriff der Junge das Wort:
"Verlassen muss ich nun diesen Ort."

Von seinem Leben war ihm nichts geblieben,
dunkle Gedanken haben ihn getrieben.
Zornige Rache hatte seinen Sinn genommen,
gegen alle, die mit Unrecht daher gekommen.

Jahrelang zog er auf einen blutigen Pfad,
ließ tot die zurück, die vollbrachten böse Tat.
Kein Glück empfand er in diesen Tagen,
niemand wollte sich zu ihm wagen.

Als alter Mann stieß er auf ein güldnes Horn,
gebrochen ward's durch seinen eigenen Zorn.
Ein einfacher Dieb nannte es sein eigen,
als Wengalf begann seinen tödlichen Reigen.

In der Wildnis beschlich ihn die Dunkelheit,
sein Leben war geprägt von großer Einsamkeit.
Letztlich gebeugt von stiller Not,
ergab sich der Held seinem leidvollen Tod.

Wengalf, verraten von seinesgleichen,
sollte sein Glück fürs Leben nicht reichen.


© Amandil, weitergereicht von Eldenas. Ein Dankeschön an den Autor!

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