Des Braumeisters Lieblinge

  1. Das Blonde
  2. Das Braune
  3. Das Schwarze

Ein Kobold der Taverne

"Gerste ist ein zähes Zeug." Diese Worte des Braumeisters haben in seinen ersten Tagen so manchen verständnislosen Blick auf ihn gezogen. Trotzdem ist es ihm gelungen, ein paar Bauern zum Anbau des Getreides zu überreden. Inzwischen sind diese zwar nicht eben reich geworden, das Dasein als Bauer in der schwarzen Mark ist wirklich nur mit festem Glauben zu ertragen, aber es geht ihnen zumindest gut genug, dass sie noch immer dabei bleiben.

Und tatsächlich, die begehrten Körner erhalten ausreichenden Schutz durch ihre garstigen Grannen, um in den kurzen Sommern der Gegend reifen zu können. Lediglich einige Vogelscheuchen bewachen die kleinen Felder, die dem Fels und besonders den Sümpfen abgerungen wurden. So gibt es einen stetigen Fluss der ausgedroschenen Körner, die in der Stadt unter dem Berg zunächst keimen dürfen und dann getrocknet werden.

Damit beginnt dann auch schon fast die Arbeit des Braumeisters, der mit dem geschroteten Malz und Tirkans Tränen die Würze für gleich mehrere beliebte Biere kocht.

Wer den roten Bewuchs der Taverne einmal genauer in Augenschein genommen hat wird wissen, dass es sich dabei um eine seltsame Art Hopfen handelt, die fern des Sonnenlichts gedeiht. Unverwüstlich krallt er sich in Risse und Spalten des Steins, der Turm und die umliegende Höhle bildet. Von dort aus hängt er in Kaskaden herab, als würde der Fels ob seiner Verletzung blutige Tränen vergießen. "Tirkans Tränen" waren ihm damit als Name sicher, lange bevor ein Gelehrter das Gewächs als seltenen Steinhopfen identifizieren konnte. Dieser Steinhopfen gibt dem hiesigen Bier einen besonderen Geschmack, wie viele Gäste meinen. Der Braumeister lacht allerdings über diese Torheit. In seinen Augen sind es lediglich die roten, dreigeteilten Blätter und Dolden der gleichen Farbe, die den Gästen vor Augen hängen und sie damit die Besonderheit nie vergessen lassen. Die getrockneten Dolden des Steinhopfens erfüllen exakt den Zweck ihrer grünen Verwandten unter freiem Himmel.

Mit diesen Dolden wird den Bieren zu Geschmack und Haltbarkeit verholfen, die in der Taverne ausgeschenkt werden. Zumindest sind es diese Zutaten, die der Meister verrät, sollte er gefragt werden. Welche Biere ihm die Liebsten sind, geht aus den angebotenen Sorten hervor.

Das Blonde

Hell, im Licht der Fackeln fast golden präsentiert sich dieses Bier, wenn es einmal im Glas und nicht im Krug gereicht wird. Allerdings kommt dies nur selten vor, denn die Trübe Brühe ist für viele Gäste schlichtweg nicht sehenswert. Dafür schätzen gerade weniger gut Betuchte das sättigende Gebräu und nutzen es teils als billigen Ersatz für eine Mahlzeit. Eher von mildem Geschmack, der nicht zuletzt vom nur schwach getrockneten Malz herrührt, ist es ein angenehmes Alltagsgetränk und erfreut sich großer Beliebtheit.

Das Braune

Kräftiger Geschmack und eine deutlich dunklere Färbung unterscheiden dieses Bier von seinem hellen Bruder. Die Würze wird mit gut getrocknetem Malz und reichlich Hopfen hergestellt und gelangt auch weniger verdünnt in die großen Gärbottiche. Dies ist ein Bier für lange Abende am Kamin, oder einem der großen Tavernenfenster. Womöglich ist an solchen Abenden das Gerücht um den besonderen Geschmack von Tirkans Tränen entstanden. So mancher Gast wurde schon beobachtet, wie er verträumt eine der roten Dolden in der einen, den Krug in der anderen Hand hielt und für einige Zeit in ungeahnten Gedanken versank.

Das Schwarze

Für viele ist dies das Meisterstück des Braumeisters. Nicht zuletzt aufgrund der tiefschwarzen Farbe wird dieses Bier meistens in Gläsern ausgeschenkt. Selbst direkt vor eine der Fackeln oder Kerzen gehalten durchdringt nur ein schwacher, bräunlicher Schimmer seine Farbe. Es ist das älteste Bier, welches hier ausgeschenkt wird, worunter leider der Schaum etwas leidet. Höchstens einen Finger breit präsentiert er sich in nicht ganz sauberem Weiß. Dies stört jedoch nicht den Geschmack, der satt und voll daherkommt wie Donnerhall. Beinahe unverdünnte Würze, gekocht aus dem trockensten Malz, das Yaramer zu bieten hat, versetzt mit einer Menge Hopfen, die dem Lagermemister so manche Träne abnötigte, bietet hier einen gleichzeitig süßen und herben Geschmack, der seinesgleichen sucht. Doch Obacht, durch die viele Würze ist nicht nur der Geschmack gestiegen. Wer das Schwarze wie seine helleren Brüder trinken mag, könnte unversehens in einem der Gästequartiere aufwachen, ohne das Ende des Abends miterlebt zu haben.


Der Text stammt von Felida und darf jederzeit verwendet werden.

Heute in Evergore:

Vamarn, 9. Korrons im Jahre 775

Kommende Feiertage: