Dæmonologie
- Proprietatis Dæmoni beschreibt die Eigenschaften und Merkmale eines Dämons.
- Xenodium handelt von den irdischen Manifestationen des Lichts.
- Umbra e Caligo ist das dunkle Pendant zum Xenodium.
- Lariodecial lehrt die Beschwörung der Dämonen.
- Vasiodecial beinhaltet Wissen über die Bannung von Dämonen.
Alt, schwer verständlich und voller Geheimnisse. Die Dæmonologie des früheren Hofmagiers zu Elminster, Yvainas, gilt noch heute als eines der mysteriösesten Werke, die je geschrieben wurden. Manche Teile wurden vom Magierrat zensiert oder sind bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Vorwort
"An den unvoreingenommenen Leser."
Der Triumph der Menschen machte sowohl sie selbst, als auch viele andere Kreaturen zu Subjekten des Hochmuts; aus diesem Grunde sanken auch die edelsten und ritterlichsten Künste in den Sumpf der Verderbtheit. Die Dæmonologie selbst, hochgelobt von den Ahnen, wurde zur Ausgeburt der Unterwelt degradiert. "Pauci intelligunt, multi reprehendunt, & sicut canes ignotos semper allatrant." Wenige verstanden, viele tadelten und die Hunde bellen immer nach dem Unbekannten. So verdammen und hassen viele die Dinge, welche sie nicht verstehen. Ebenso verabscheuen sie auch den Namen Dämon, denn Gunhard Dämon, der kein Dämon sondern ein Massenmörder war, beanspruchte diesen Namen ungerechtfertigterweise für sich. So verwischten in den Wirren jener Zeit Dæmonologie, siebte Magie und der Begriff des Dämons zu einer untrennbaren Einheit. Deshalb ist die Erstgenannte also eine dem Bösen zugewandte Kunst, und die Bevölkerung fürchtet die Kreaturen, welche laut Arcadius direkt aus Xzarrus' Unterwelt kommen.
"Dämon" ist ein simples menschliches Wort, welches eine mit Hilfe göttlicher Macht beschworene Kreatur beschreibt. Nach dem Glauben der Elfen ist die Art der Magie identisch mit der Art der Anbetung Gottes, sie nannten ihren Gott "Dæmonos". Zu beachten ist, dass ihr Gott ein irdisches Wesen von außergewöhnlicher Macht war, jedoch keinerlei transzendente Züge hatte.
Aus diesem Wort entwickelte sich in der Sprache der Menschen das Wort "Dämon", welches zuerst ein immanentes göttliches Wesen bezeichnete, bald jedoch für niedere Manifestationen der Urelemente auf der Welt benutzt wurde. So war es lange Jahre gang und gäbe, dienstbare Geister mit dem Einverständnis der Götter zu beschwören, bis im Zuge der Nekromantie und der Ächtung derselben viele Beschwörungsrituale als dunkle Kunst abgestempelt wurden. Auch die Dæmonologie, die wohl mächtigste Schule der Beschwörung, fiel dieser Katharsis zum Opfer. Doch – wie nun ausführlich dargelegt – ist die Dæmonologie keine von Grund auf dunkle Kunst. Sie kann wie jede Art der Magie sowohl zum Guten, als auch zum Bösen verwendet werden; diesen Sachverhalt zu erkennen und der Dæmonologie das Ansehen zu verschaffen, das ihr gebührt, soll mein Ziel mit diesem Buche sein.
- Yvainas, Gorm im Jahre 2988 n. AvG.
Proprietatis Dæmoni
Grundlegende Eigenschaften eines Dämons
Dämonen bestehen aus toter Materie, die von enormer göttlicher Energie in Form gebracht wird. Sie besitzen weder Blut noch Leben und sind damit eigentlich unsterblich. Auch ihre Wurzeln liegen nicht in dieser Welt, sondern in der Transzendenz, was ein weiterer Grund für ihre physische Unverwundbarkeit sein könnte. Der einzige Weg, sie zu besiegen, ist die Verbannung zurück in die Transzendenz, wozu ein mittelmäßiger Magier bei kleineren Dämonen bereits ausreicht.
Als Manifestationen eines Gottes kann man ihnen keine universale Gesinnung zuweisen, doch wurde beobachtet, dass sie im Wesentlichen die Charakterzüge dessen aufweisen, in dessen Namen sie beschworen wurden. So sind Scerals Dämonen als Wächter heiliger Stätten beliebt, während Kordans Dämonen in lodernde Flammen gehüllt und meist auf dem Schlachtfeld anzutreffen sind. Über die Macht
Körperliche Größe ist nicht immer gleichbedeutend mit der Macht des Dämons, meist jedoch sind die größeren Dämonen auch die Mächtigeren. Die größte bisher beobachtete Manifestation gehörte Metarian und war ein überdimensionaler Menschen-Krieger in schwerer Rüstung, der im Jahre 2837 n. AvG. ein Ork-Heerlager mit über zweitausend Kriegern zerstörte und anschließend spurlos verschwand. Sein Beschwörer ist unbekannt, jedoch wird angenommen, dass er ob der gewaltigen Energie des Dämons sein eigenes Leben hingab.
Dass eine solch enorme Macht sich nicht leicht bündeln und noch schwerer in die richtigen Bahnen lenken lässt, wird den magiekundigen Leser nicht wundern. Dæmonologie ist nicht viel mehr als die Geisterbeschwörung mit Hilfe göttlicher Macht, doch auf die genauen Schritte will ich im Buch Lariodecial eingehen. Erkennungsmerkmale
Was nun unterscheidet den Dämon von einer Kreatur, von einem Untoten, von einem Geist? Zuerst einmal besteht der Dämon aus Materie, das heißt, dass er mit gewöhnlichen Waffen getroffen werden kann. Ein materieloser Geist, der durch Türen schwebt und nur von speziell präparierten Waffen getroffen werden kann, kann also leicht von einem Dämon unterschieden werden.
Auch Kreaturen kann man von Dämonen leicht unterscheiden, denn sie alle besitzen Blut und ihre Körper bestehen zu einem Großteil aus Flüssigkeit. Auch sind ihre Körper – bis auf die der Basilisken – meist warm, denn sie sind lebende Wesen.
Schwer wird es bei Untoten, doch erkennen wir die meisten untoten Wesen an ihrem Aussehen als solche. Ihr Geruch ist ein deutliches Zeichen für ihre Herkunft, ferner Silberwaffen bei Vampiren und die herausstehenden Knochengestelle und das zerfetzte Fleisch bei konventionellen Untoten. Schrate sind für ihre hölzerne Substanz bekannt, und Geister für die Materielosigkeit. Doch handelt dieses Buch nicht von der Nekromantie, sondern von der Dæmonologie.
Am Besten kann man Dämonen mit Glamim vergleichen. Beide haben menschenähnliche Körper mit Armen und Beinen, bestehen aus Materie und entbehren der Wärme des Lebens. Einst dachte man, dass Dämonen ein direktes Abbild der Götter wären, doch mittlerweilen ist diese These widerlegt, da schon mindestens fünfzig verschiedene Dämonen gesichtet wurden. Sie treten bevorzugt in einer dem Menschen ähnlichen Form auf, können jedoch auch pure Elementmanifestationen sein.
Die verlorenen Schriften
Xenodium und Umbra e Caligo gingen leider in den Wirren der Kriege verloren. Es ist nicht auszuschließen, dass es irgendwo dort draußen noch intakte Exemplare dieser Schriften gibt.
Lariodecial
Vorwort
Beim Ruhme der Zehn, Licht und Dunkelheit vertreten im Kreis der Mächtigen. Beim Namen der Acht, schaffend und zerstörend ohne erkennbares Ziel. Manifestationen der Transzendenz, Lob und Preis sei euer, denn eure Namen sind die Formel für die Welt, Anfang und Ende, Aufbau und Niedergang, Leben und Tod. Segne eure Gnade den Leser dieses Buches, welcher begehrt zu erlernen die Kunst der Beschwörung eurer Göttlichkeit in Form eines Wesens auf der Ebene der Sterblichen.
Warnung
Neuling der Dæmonologie: Wisse, dass die Götter dich nach Gutdünken strafen können, wenn du sie erzürnst. Sei demütig vor dem Angesicht der Unsterblichen; ihre Macht ist zwar nicht ohne Grenzen, doch wissen wir auch noch nicht, welch Dinge sie vermögen. Übe dich in Bescheidenheit und rufe ihre Macht nur, wenn du sie brauchst. Banne den Dämon, wenn du ihn nicht mehr benötigst. Kontrolliere ihn und seine Macht in jedem Augenblick seiner Existenz, denn wenn du ihn nicht beherrschst, wird er dich beherrschen.
Vorbereitungen
Neben einem klaren Geist und viel Geduld braucht der Adept der Dæmonologie eine Athame, Erde, Erdenblut und einen Magiestab oder -fokus. Zuerst wird im Boden mit dem Dolch ein Kreis eingraviert, der zwischen einen und fünf Schritt Durchmesser haben sollte. Seine Linie umhülle das dreizehnte Zeichen der Planetenbilder, der Stern des Nekromanten. In die Mitte dieses Kreises ritzt der Magier das Symbol des Gottes, in dessen Namen er den Dämon beschwören will. Alsdann fertige er aus Erde eine Figur, deren Gestalt der Dämon haben wird; dabei ist zu beachten, dass Schwachstellen am Material – zum Beispiel eingeschlossene Luft – auch zu Mängeln am beschworenen Körper führen. Das Formen des Modells muss also sehr vorsichtig und genau durchgeführt werden, um nicht am Ende an einem vermeidbaren Fehler zu scheitern.
Wir wollen hier nur einen kleinen Dämon für relativ kurze Zeit beschwören, deshalb gehe ich an dieser Stelle nicht auf gängige Zauberverstärker, Foki oder andere kanalisierende Objekte ein. Selbstverständlich würden all diese Sachen die Beschwörung beeinflussen, doch können sie in jedem gängigen Buch für fortgeschrittene Magie nachgelesen werden. Der Hauptaspekt dieses Werkes soll auf dem Unterschied der Dämonenbeschwörung zu anderen Ritualen liegen.
Ist der Körper geformt, so soll ihm genug magische Energie eingehaucht werden, um die Substanz zu festigen und zu verbinden. Bereits hier wird klar, dass mächtige Magier auch stärkere Dämonen beschwören könnten beziehungsweise große Dämonen meist von erfahrenen Magiern beschworen werden. Beginnt der Dämon sich zu regen, so soll der Beschwörer zur Besänftigung ein Gebet zu Ehren des jeweiligen Gottes sprechen. Alsdann flöße er dem Körper ein zweites Mal Energie ein und warte, bis sich dieser erhebt. Es kann einige Zeit dauern, doch ist dieser Schritt zwingend nötig, da man erst nachher weiß, ob sich der Beschworene beugen oder seinen eigenen Willen entwickeln wird. Ersteres ist erwünscht; bei Zweiterem rate ich vor der Beschwörung ein ausgiebiges Studium des Buches Vasiodecial an.
Vasiodecial
Vorgehensweise
Die Beschwörung göttlicher Macht ist ein Akt, der Dunkel wie Licht leicht zu erzürnen vermag. Das Zurückschicken unbenötigter Geister sei damit eine der Pflichten, die der Adept der Dæmonologie nie vergessen darf.
Das gleiche Zeichen, in dem der Dämon beschworen wurde, ist auch zum Bannen nötig. Der Magier führe die Gestalt in die Mitte des Kreises, dann wende er sich den vier Himmelsrichtungen zu und biete ein jeder eines der vier Elemente dar. Dem Himmel biete er das Licht, dem Boden die Dunkelheit. Alsdann umschreite er den Kreis viermal, um dabei die Worte der Göttlichen zu sprechen. Die Gottheit, in deren Namen er den Dämon beschworen hat, beehre der Beschwörer mit weiteren drei Runden. Vier Runden für die Vier, drei Runden für den Einen.
"Höret, ihr Göttlichen, den Gesang aus der Tiefe! Lang preisen die Sterblichen euren Namen, ihre Chöre loben und und rühmen eure Taten. Segnet diesen euren Diener mit eurer Herrlichkeit und gewährt ihm die Macht, den beschworenen Körper zu kontrollieren!"
Nun entziehe der Magier dem Körper die Magie, lasse ihn sanft zur Erde sinken und bette ihn ewig im Ringe der Beschwörung. Bei lichten Beschwörungen wende er das Antlitz gen Himmel, bei dunklen Beschwörungen gen Erde. Die Athame lasse er zurück, sie ist nur einmal zu verwenden, da sie nach der Beschwörung vom Geiste des jeweiligen Gottes durchflutet ist und dieser keinen anderen Besitzer dulden wird.
Nachwort
Während zum Beschwören keine speziellen Kenntnisse nötig sind, braucht der Magier zum Bannen Kenntnis aller sieben großen Magiearten. Erde, Feuer, Luft und Wasser für die vier Himmelsrichtungen, Licht und Dunkelheit nach oben und unten und die siebte Magie, um dem Körper des Dämons die restliche Energie zu entziehen. Je größer der Dämon, desto erfahrener sollte der Magier sein – ohne Bannung zieht er sich den Unwillen der Götter zu.
Natürlich gibt es eine ganze Reihe von Verstärkungen, auf die ich aber nicht eingehen will. Dem interessierten Leser sei gesagt, dass gängige magische Vorgehensweisen auch hier Wirkung zeigen.
Abschließend lege ich Jedem den Versuch mit einem kleineren Dämon ans Herz. Wie weit der Leser gehen will, entscheide er selbst – doch Verantwortung und Kenntnis der eigenen Grenzen sollten nie verloren gehen.