Cogaers Hütte
Eine kleine Holzhütte, die sich einige Meilen nördlich von Yaramer an eine Felswand lehnt.
Nicht allzu weit von den Felsformationen, die den Tempel beherbergen, im Nordwesten, wohl in etwa zwei Stunden zu Fuß auf dem Weg über zwei oder drei (je nachdem, ob man bequem wandern oder lieber ein wenig klettern möchte) felsige Hügel zu erreichen, liegt eins der hier recht häufigen Täler, in dem unten ein kleines Rinnsal durch das Geröll mäandert. Jemand, der weiß, worauf er zu achten hat, wird es eindeutig dadurch zu erkennen wissen, dass einer der etwas höheren Hügel oder Berge an der östlichen Seite keine Spitze oder keinen deutlich erkennbaren Grat besitzt, sondern oben wie abgeschnitten erscheint: Fall sich jemand mit solchen Dingen auskennt, wird er diesen Berg leicht als einen alten Vulkan erkennen, der aber schon lange nicht mehr aktiv ist, und dessen Krater schon fast genauso lange eingestürzt ist.
In der Senke des Tals, zum Bächlein hin, ist der Boden von feinem Geröll, sicherlich vulkanischem Ursprungs, bedeckt, während es zur Kuppe der Hügel hin und natürlich an den Hängen der etwas höher ragenden Ausläufer der Berge, zwischen denen sich auch besagter erloschener Vulkan befindet, deutlich felsiger und zerklüfteter wird. Das Tal endet im Norden, in vielleicht einer oder zwei Meilen Entfernung, zwischen zwei dieser Ausläufer, wo sich das Bächlein aus Tauwasser von den Gipfeln und einer erbärmlichen Quelle speist. Im Sommer trocknet es auch hin und wieder aus, wenn es nicht gerade nach einem abendlichen Gewitter, das an den Gipfeln hängt durchaus auch aufs doppelte oder dreifache seiner Größe anschwillt. Nach Süden hin zieht sich das Tal noch ein paar Meilen weiter, bis die es definierenden Hügel sich zur dortigen Ebene hin abflachen und das Tal dort endet.
Am zerklüfteten Hang dieses Vulkanes nun, gute dreihundert Schritt über dem Bach, kann ein Wanderer bei einem nur etwas genaueren Blick einen kleinen, hölzernen Verschlag erkennen. Die Unterkunft schmiegt sich neben einer Klippe an die Felswand und der Hang selbst scheint die Rückwand zu bilden. Die Hütte besteht aus gerußtem, und damit fast schwarzem Holz und auf dem flachen Dach sind Steine drapiert, wohl zur Tarnung, damit ein vorbei fliegender Drache zumindest nicht auf den ersten Blick neugierig wird. Trotzdem ist die Tarnung keinesfalls perfekt, was auch daran liegt, dass auf der kleinen ebenen Fläche vor der Wand eine Axt in einem Holzblock steckt, neben der Hütte dazu passendes (und helles) Brenn- und Bauholz bereit liegt, ein großes Fass aufgefangenes Regenwasser bereithält und nicht zuletzt da neben der Hütte ein Haufen Gestein aufgeschichtet ist, welcher von einem deutlich anderen, hellerem Farbton ist, als das ansonsten hier vorherrschende Gestein.
Die einfache Tür der Hütte ist nicht verschlossen. Darin befindet sich nicht mehr als eine einfache Feuerstelle, eine Werkbank mit zahlreichen Hämmern, Meißeln, Spitzhacken, Zangen, Sägen und Nägeln in allen Formen und Größen, teilweise auch auf dem Boden verteilt. Eine einfache Kochstelle und mehrere Wassereimer und ein paar Säcke mit Vorräten befinden sich außerdem hier drin. Auffallend ist das große, hier überhaupt nicht ins Bild passende Bett, ein zwar grob gezimmertes Holzgestell, auf dem sich aber weiche Daunenbettwäsche für zwei Personen befindet.
An der Rückseite der kleinen Hütte sieht man direkt das Loch im Fels, kaum von Menschenhand geschaffen, dazu ist der Fels am Hang zu hart. Und doch geht es dahinter hinab in den Berg, ein düstres, etwa anderthalb Schritt hohes und einen Schritt breites Loch, weiter unten wohl erhellt von einer flackernden Fackel oder Lampe. Ein alter Seitenkrater, wie es scheint, denn die Wände der kleinen Höhle werden nach wenigen Schritten so glatt, dass diese Vermutung nahe liegt. Nicht weit, und die Höhle verzweigt sich. Geht man links, kommt man zur Quelle des flackernden Lichts, der Gang öffnet sich zu einer größeren Höhle, in der neben einigen Spitzhacken eine deutlich zu erkennende kleine Erzader aufblitzt und auch von hier aus wieder zwei neue Gänge abgehen. In einer Ecke steht ein hölzerner Eimer unter einem kleinen Vorsprung, aus dem immer wieder ein Wassertropfen in das Behältnis fällt. Meißelspuren im Fels zeigen, dass man wohl versucht hat, den Wasserfluss hier zu beschleunigen. Wo mögen die anderen Wege und Gänge hinführen?
Vor der Hütte, nach unten hin, fast bis zum Bach, am Hang finden sich unregelmäßig und auf einem feinen Geröllfeld von etwa 100 mal 100 Schritt, zahlreiche, sicherlich mehr als hundert, in das lose, kiesartige Lavagestein gegrabene Löcher. Tritt man näher heran und schaut genauer hin, so wird man sehen, dass an der unteren Spitze der kegelförmig zulaufenden, etwa durchschnittlich einen halben Schritt tiefen Löcher eine Pflanze wächst. Ein grober Strunk, der sich oben weiter verzweigt und dort auch gezackte Blätter trägt. In den richtigen Monaten auch runde, hellgrüne bis dunkellilane Früchte tragend, die gehäuft an einzelnen Zweigen wachsen. Wie es scheint befindet sich unter der Geröllschicht hier ein fruchtbarer Mutterboden, ausreichend, um die Pflanzen zu versorgen.
Dieser Text stammt von Cogaer.